Philipp Matthäus Hahn

Philipp Matthäus Hahn[1]

männlich 1739 - 1790  (50 Jahre)

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  • Name Philipp Matthäus Hahn 
    Geboren 25 Nov 1739  Scharnhausen Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Geschlecht männlich 
    Gestorben 2 Mai 1790  Echterdingen, Leinfelden-Echterdingen, Landkreis Esslingen, Baden-Württemberg, Deutschland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Personen-Kennung I5756  August2023
    Zuletzt bearbeitet am 21 Aug 2023 

    Vater Georg Gottfried HAHN,   geb. 18 Okt 1705, Sielmingen Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort,   gest. 25 Mai 1766, Ostdorf Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  (Alter 60 Jahre) 
    Mutter Juliane Kunigunde Kauffmann,   geb. 18 Mai 1711, Maichingen Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort,   gest. 26 Feb 1752, Scharnhausen Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  (Alter 40 Jahre) 
    Familien-Kennung F2195  Familienblatt  |  Familientafel

    Familie 1 Beata Regine Flattich,   geb. 9 Nov 1757, Metterzimmern Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort,   gest. 9 Nov 1824, Münchingen Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  (Alter 67 Jahre) 
    Verheiratet Mai 1776  Münchingen Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Kinder 
     1. Beate Eleutherie Hahn,   geb. 8 Jan 1778, Kornwestheim Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort,   gest. 24 Jan 1842, Kornwestheim Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  (Alter 64 Jahre)
    Zuletzt bearbeitet am 21 Aug 2023 
    Familien-Kennung F2197  Familienblatt  |  Familientafel

    Familie 2 Anna Maria Rapp,   geb. 1750,   gest. 9 Jul 1775  (Alter 25 Jahre) 
    Verheiratet 24 Mai 1764  Scharnhausen Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Kinder 
     1. Immanuel HAHN,   geb. 19 Jun 1773, Kornwestheim Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort,   gest. 9 Mrz 1833, Güglingen Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  (Alter 59 Jahre)
    Zuletzt bearbeitet am 21 Aug 2023 
    Familien-Kennung F2280  Familienblatt  |  Familientafel

  • Fotos
    Philipp Matthäus HAHN
    Philipp Matthäus HAHN
    Philipp Matthäus Hahn portrait
    Philipp Matthäus Hahn portrait

  • Notizen 
    • Philipp Matthäus Hahn - Ein biographischer Überblick

      "Er hatte tiefliegende sehr freundliche Augen, die sich halb schlossen, wenn er etwas hörte, dem er Beifall gab. Sein schlichtes schwarzes rundes Haar, natürlich gelockt, stand ihm sehr gut. Es leuchtete aus seinem Gesicht eine besondere Zufriedenheit und Ruhe. Man konnte ihm auf dies Gesicht zutrauen, dass er ein rechtlicher Mann sei; und seine Stirn schon verriet sein Talent."
      Die Schilderung Lavaters gibt einen gewissen Einblick in Hahns Persönlichkeit und das breite Spektrum seines Werks. Diese Vielseitigkeit des Schaffens als Pfarrer, Theologe und Techniker sowie die Vielschichtigkeit seines Charakters sind wohl mit das, was uns heute an der Persönlichkeit Hahns am meisten fasziniert.
      Philipp Mattäus HahnDieses Bild von Hahn zeichnete der Berliner Kritiker, Rationalist und Freund Lessings, Friedrich Nicolai (1733 - 1811), als er ihn am 22. Juli 1781 im Echterdinger Pfarrhaus besuchte, um sich seine astronomische Maschine und seine Rechenmaschine vorführen zu lassen. Pfarrer Hahn war wegen seiner besonderen konstruktiven Fähigkeiten auf dem Gebiet der Mechanik schon damals eine über die Grenzen Württembergs hinaus bekannte Persönlichkeit. Daneben war er aber auch ein bedeutender Theologe und theologischer Schriftsteller. Die Bedeutung seines Wirkens auf diesem Sektor wurde weder von Hahns Zeitgenossen, noch den darauffolgenden Generationen erkannt. Eine Ausnahme hierin bildet der mit ihm befreundete Johann Caspar Lavater (1741 - 1801), der in seinen "Physiognomischen Fragmenten" das technische und das theologische Schaffen Hahns gleichermaßen würdigt:
      "Unter allen mir bekannten Theologen, der - mir dem ich am, meisten sympathisiere - oder vielmehr dessen Theologie zunächst an die meinige grenzt, und der doch so unaussprechlich von mir verschieden ist, als es ein Mensch sein kann. Ein ganz außerordentlich mechanisches, mathematisches und astronomisches Genie, das immer erfindet, immer schafft - mit ausharrender, allüberwindender Geduld, zum letzten Ziel alles ausführt. Er schafft Welten, und freut sich einfältig seiner stillen Schöpfungskraft...
      Uhr vor dem StadtmuseumSeine Sammlung von Betrachtungen über alle sonn- und festtäglichen Evangelien - und sein Fingerzeig - sind mir eine Goldgrube von großen, unerkannten, und wissenswürdigsten Wahrheiten. Ich schäme mich nicht, zu sagen, dass ich mir's nicht verzeihen kann, diese Höhe und Tiefe von Christuskenntnis in der Einfalt seines hellen, edeln Gesichts nicht bemerkt zu haben. Ich suchte, das ist wahr, nur den Mechaniker; und den fand ich im Auge. Ich sah auch den großen Theologen - aber bei weitem nicht den großen, den ich nachher in seinen Schriften, deren unser Zeitalter kaum wert ist, gefunden haben. Ich bitte aber, nicht blühendes, coloriertes, so wenig als triviales und seelenloses drin zu erwarten. Sie sind für sehr wenige - aber für wen sie sind ganz Torheit, oder Weisheit. Wenn ich König wäre, der Mann wäre mir eins der teuersten Produkte meines Reichs. ER brächte Gottes Weltsysteme in mein Cabinet-Wagen, alles zu wägen, in alle meine Magazine, und was mehr ist als beides, die allertiefste und harmoniereichste Religion in meine Theologie..."
      Die Schilderung Lavaters gibt einen gewissen Einblick in Hahns Persönlichkeit und das breite Spektrum seines Werks. Diese Vielseitigkeit des Schaffens als Pfarrer, Theologe und Techniker sowie die Vielschichtigkeit seines Charakters sind wohl mit das, was uns heute an der Persönlichkeit Hahns am meisten fasziniert.

      Jugend in Scharnhausen und Onstmettingen 1739 - 1756

      Geboren wurde Philipp Matthäus Hahn am 25. November 1739 als zweites Kind des Pfarrers Georg Gottfried Hahn (1705 - 1766) und seiner Frau Juliane Kunigunde, geb. Kaufmann (1711 - 1752) in Scharnhausen auf den Fildern. Er hatte noch neun Geschwister. Über die Kindheit Hahns und das Verhältnis zu seinen Eltern ist relativ wenig bekannt. Man ist, was diese Zeit anbetrifft, auf eine von seinem Neffen Christoph Ulrich Hahn herausgegebene Autobiographie Hahns angewiesen, über deren Authentizität jedoch Zweifel bestehen. Danach scheint Johann Philipp Kaufmann (1661 - 1748), sein Großvater mütterlicherseits, der aus einer Stuttgarter Familie stammte und vor Hahns Vater Pfarrer in Scharnhausen war, entscheidend an seiner Erziehung mitgewirkt zu haben. Er unterrichtete das Kind in alten Sprachen und Religion. Nach ihm ist es auch benannt ("Philipp"). Der zweite Vorname rührt von dem Großvater väterlicherseits her: Matthäus Hahn (1670-1759) war Kaufmann und Gerichtsmitglied in Sielmingen auf den Fildern. Dort waren die Hahns seit dem 16. Jahrhundert als reiche Bauern, Wirtsleute und Inhaber von Gemeindeämtern ansässig. Sie gehörten zur vermögenden Oberschicht des Dorfes, den Honoratioren. Folgt man der Autobiographie weiter, so hatte das eher introvertierte als extrovertierte Kind früh ein ausgeprägtes Interesse für technische, astronomische und astrologische Zusammenhänge:Schon im 8. Jahre machte ich bei heiterem Sonnenschein Beobachtungen über den Lauf des Schattens an jedem Nagel im Hause, und zeichnete seine Länge und Ort von Stunden zu Stunden. Es verdross mich aber, dass dieser Schatten in einigen Tagen nicht mehr auf Zeit und Stunde zutreffen wollte. Endlich bekam ich eine Zylinder-Sonnenuhr von Elfenbein, die ich aber nicht lange verstehen konnte, so mannigfaltige Proben ich auch damit anstellte; auch mein Vater konnte mir hierin nicht die geringste Erläuterung geben. In der Folge fand ich in der Bibliothek meines Vaters eine Himmelskugel samt der Beschreibung, die mich lange Zeit ergötzte. Aus ihr lernte ich in meinem 10. Jahre etliche Sternbilder am Himmel erkennen, und den Lauf der Sonne durch die 13 himmlischen Zeichen verstehen. Ich zog die Charte auf Pappendeckel, lernte solche auf gegenwärtige Zeit stellen, und die Zeit des ungefähren Aufgangs der Fixsterne finden. - Im 13. Jahre bekam ich ein kleines Sonnenuhren-Traktätlein von einem Konstabler in Esslingen, der verschiedene Sonnenuhren machte, zu Gesicht; ich entlehnte solches und schrieb zu Hause mit Freuden Tag und Nacht daran ab, auch machte ich die Risse nach, ohne sie zu verstehen. Nach und nach bekam ich darin Einsicht, und machte SonnenuhrenDaneben wurde bei ihm frühzeitig noch eine andere Berufung sichtbar, nämlich die zur Theologie. Um dieses Ziel zu erreichen, besuchte er von 1749 bis 1754 die Lateinschule, zunächst in Esslingen und dann in Nürtingen. Sie sollte ihn auf das so genannte Landexamen vorbereiten, denn das bestandene Landexamen berechtigte zum Eintritt in eine der vier württembergischen Klosterschulen. Deren Besuch war wiederum die Voraussetzung dafür, um im Tübinger Stift, dem herzoglichen theologischen Stipendium, zum Theologiestudium zugelassen zu werden. Die "Stiftler", zu denen in späterer Zeit so illustre Namen wie Hegel, Hölderlin, Schelling, Mörike und Hauff zählten, hatten das Privileg der freien Kost und Logis. Der junge Hahn, dessen Mutter 1752 gestorben war, bestand das für ihn entscheidende Landexamen, das die "enge Pforte zum Geistlichen Stand" darstellte, im Jahre 1754 jedoch nicht. Dieses Scheitern bedeutete für ihn einen Schock, denn seine berufliche Zukunft lag damit im Ungewissen. Er wandte sich nun verstärkt der Theologie zu, wobei durch die Lektüre von Johann Arndts (1555 - 1621) Buch über das wahre Christentum schon früh die Grundlage für seine eigene Theologie gelegt wurde. Er sagt hierüber selbst:Ich nahm mir nun vor, alle Tage ein Kapitel in Arndt's wahrem Christentume zu lesen. Gleich in dem ersten Kapitel vernahm ich, dass ich mangle des Ebenbilds, oder der Herrlichkeit Gottes und durch die Kapitel von dem Ebenbild Gottes, von unserem Fall oder Verlust des Ebenbildes und von dem Vollbringen des Ebenbildes Gottes in uns, wurde unter allerhand Anfechtungen der Grund meiner innerlichen Theologie gelegt, und diese ist auch der ganze Inhalt meiner Erkenntnis, Predigt und Kinderlehre, und hiervon gehe ich nicht ab, und sollten alle Lästerer mich darüber verachten und verfolgen...Auf Arndt, mit dem sich Hahn auch noch später beschäftigte, ist wohl - so Martin Brecht - die "spekulative Einstellung von Hahns späterer Theologie und Anthropologie" zurückzuführen. Neben der theologischen Weiterbildung trieb der autodidaktisch Begabte mit Duldung seines Vaters private Studien. Er beschäftigte sich insbesondere mit Malen und Mathematik.

      Der Mai des Jahres 1756 brachte für Hahn einen Wechsel der Umgebung. Er zog von Scharnhausen nach Onstmettingen auf die Schwäbische Alb. Obwohl der Anlass hierfür ein wenig erfreulicher war - der Vater wurde vom Konsistorium dorthin wegen Trunksucht strafversetzt -, sollte sich der Umgebungswechsel auf die Entwicklung Hahns positiv auswirken. Seine alte Heimat und seine Kindheit hat Hahn in guter Erinnerung behalten.Ich erinnerte mich an das Vergnügen, das ich in der Jugend da gehabt habe, bei jedem Ort, wo ich Kinderfreuen genossen, das war mein Paradies bis ins 15. Jahr, besonders, da ich eine freie Auferziehung hatte.In Onstmettingen baute Hahn Sonnenuhren und trieb astronomische Studien. Unterstützt wurde er hierbei von dem Schulmeistergehilfen Philipp Gottfried Schaudt (1739 - 1809), der bei einheimischen Handwerkern die Uhrmacherei erlernt hatte. Dies bedeutete den Anfang einer lebenslangen Freundschaft und erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen den beiden. Denn Schaudt war es, der in späteren Zeiten aufgrund seiner handwerklichen Fähigkeiten in der Lage war, die Ideen Hahns in die Praxis umzusetzen.
      Sein theoretisches naturwissenschaftliches Basiswissen hatte sich Hahn im Alter von knapp 14 Jahren durch die intensive Lektüre von Christian Wolfs "Auszug aus den Anfangsgründen aller mathematischen Wissenschaften", dem wissenschaftlichen Standardwerk der damaligen Zeit, erworben. Der Mathematiker und Philosoph Christian Wolf (1679 - 1754), ein Schüler von Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 - 1716), war um die Mitte des 18. Jahrhunderts der führende Vertreter der Aufklärung in Deutschland. Hier zeigte sich wiederum die starke autodidaktische Begabung Hahns und sein für sein Alter relativ hoher Entwicklungsstand, der es ihm ermöglichte, die sicherlich nicht einfache Materie zu verstehen. Die Bedeutung, die Wolfs Werk im Hinblick auf die späteren astronomischen und mechanischen Arbeiten Hahns zukam, kann kaum überschätzt werden. Studien- und Vikariatszeit 1756 - 1764Hahns Wunsch, Theologie zu studieren, sollte im Jahr 1756 durch eine Art "Quereinstieg" doch noch in Erfüllung gehen. Denn außer als Angehöriger des Stifts gab es auch noch die Möglichkeit, als sog. "oppidanus", d.h. Stadtstudent, auf eigene Kosten Theologie zu studieren. Diese Möglichkeit nutzte Hahn, als er sich am 22.10.1756 an der Universität Tübingen immatrikulierte. Bereits ein Jahr später schloss er das obligatorische philosophische Grundstudium mit der Magisterprüfung ab. Das Grundstudium war breit gefächert und bot ihm die Möglichkeit, die Studiumsschwerpunkte selbst zu setzen. Dies waren wohl weniger die alten Sprachen als die naturwissenschaftlichen Fächer Mathematik, Physik, Astronomie und Metaphysik. Im letzteren Fach war Professor Gottfried Philipp Ploucquet (1716 - 1790), ebenfalls ein Leibniz-Schüler, sein Lehrer. Durch ihn wurde Hahn mit den aufklärerischen Ideen von Leibniz konfrontiert. Die damalige Theologie versuchte den christlichen Glauben mit der Vernunft in Einklang zu bringen; Hahn gelang später diese Synthese. Am meisten beeindruckte ihn der Ordinarius und spätere Universitätskanzler Professor Jeremias Friedrich Reuß (1700 - 1777) als akademischer Lehrer, der Studium und praktische Frömmigkeit zu verbinden versuchte. Diese Vorstellung vom praktischen Christentum hat Hahn übernommen und in seiner späteren Tätigkeit als Pfarrer zu realisieren versucht.
      Folgt man der Autobiographie, so scheint Hahns Studienzeit aufgrund mangelnder finanzieller Unterstützung des Vaters entbehrungsreich gewesen zu sein:Unterdessen ging das Kostgeld von meinem Vater zuweilen nicht richtig ein und mein Kostwirt war unzufrieden. Mein Freund (namens Auer) gab mir den Rat an die Hand, des Tages nur einmal zu essen, das Essen auf die Stube tragen zu lassen und etliche Geschirre zu kaufen, um das Übrige für die Nacht aufzuheben, welches wir beide auch eine Zeitlang taten. Da man uns aber das Essen nicht mehr auf die Stube bringen wollte, so aßen wir gar nichts Warmes mehr, ließen uns Brot beim Bäcker holen und aßen Mittags und Abends von demselben. Wasser holten wir uns selbst außerhalb der Stadt in Bouteillen bei einem guten Brunnen... und machten uns zugleich Bewegung... In der Autobiographie heißt es weiterhin: Nach Hause mochte ich nicht um Geld schreiben, weil ich wusste, dass mein Vater mir nicht helfen konnte, entlehnen wollte ich nichts...Immerhin war Hahn aber in der Lage, sich Wolfs mathematisches Grundlagenwerk und eine Taschenuhr, die er zerlegte, zu kaufen. Die schwierige finanzielle Situation Hahns scheint sich während der zweiten Studienhälfte etwas verbessert zu haben. Mit Hilfe eines Professors erhielt er nämlich von 1758 bis 1760 ein Stipendium der Widerholtschen Familien-Stiftung in Kirchheim u. Teck in Höhe von 25 Gulden jährlich; außerdem bekam er von seiner Stiefmutter Zuwendungen. Erstmals zahlten sich nun auch seine technischen Kenntnisse und seine mechanische Geschicklichkeit aus; In den Semesterferien brachte er für dreißig Gulden am Balinger Kirchturm eine Sonnenuhr an. Zusammen mit seinem Freund Schaudt baute er Sonnenuhren, Sprachrohre und schliff Gläser für Fernrohre.
      Nachdem Hahn 1760 sein Theologieexamen vor dem Konsistorium "mit mittelmäßigem Erfolg" abgelegt hatte, war er zunächst ein Jahr Hauslehrer in Lorch. Dort beschäftigte er sich mit der Konstruktion eines Perpetium mobile, bis er deren Unmöglichkeit einsah. Verschiedene Vikariate führten ihn in den Jahren 1761 bis 1764 nach Kemnat auf die Filder, nach Breitenholz bei Tübingen, nach Herrenberg, Ostdorf und Thieringen. In Ostdorf stand er seinem Vater zur Seite, der von Onstmettingen dorthin versetzt worden war. Für seine theologische Entwicklung war das Vikariat in Herrenberg von besonderer Bedeutung. Er vertrat dort 1762 ein halbes Jahr lang den erkrankten Prälaten Friedrich Christoph Oetinger (1702 - 1782), der einer der bedeutendsten württembergischen Theologen und Väter des Pietismus war. Durch ihn kam Hahn mit der naturwissenschaftlich-spekulativen Richtung des württembergischen Pietismus in Berührung. Deren Ziel war die Erkenntnis der Welt mit den Mitteln der Theologie und der Naturwissenschaften, wobei diese noch als ein Teil der Theologie angesehen wurden. So verwundert es nicht, dass Oetinger, der selbst chemische Experimente machte, eine reichhaltige Bibliothek mit naturwissenschaftlicher Fachliteratur hatte, die Hahn zur Verfügung stand. Er studierte insbesondere Oetingers chemische und alchimistische Bücher. Als ihm ein Band von Jacob Leupolds "Theatrum Machinarum" mit der Darstellung der sog. Potterschen Feuermaschine in die Hände fiel, kam ihm die Idee, diese auf Räder zu setzen und als Fahrzeug zu benutzen. Nachts kamen der Christoph und der Jacob wieder erst um ein halb elf Uhr heim und waren nicht bei dem Hausgottesdienst. Ich hab letztem vorigen Donnerstag gesagt, ich werde sie peitschen, wenn sie wieder so spät heimkommen; ich wolle keine Nachtschwärmer; es sei mir Unehre für mein Amt. Ich ließ sie abermals suchen. Man fand sie nicht. Als sie heim kamen, so nahm ich mir vor, es ihnen noch einmal mit Worten zu verweißen. Da ich nun merkte, dass Christoph wieder die Stiege heimlich herabschleichen wollte, so ging ich hinauf und redete mit ihnen. Da mir aber Christoph sagte, er verstehe sich oder geh so weit er sehe, wenn man ihn ins Häuslein deswegen tue, und mir im Zorn antwortete, so holte ich einen Stecken. Als ich ihn schlagen wollte, sprang er davon und sagte, er gehe lieber fort, so weit er sehe. Als ich nun den Jacob schlagen wollte, weil er den Christoph verführe und mir nicht gehorsam sei, da ich es erst am Feiertag ihm untersagte, so wehrte er sich und sprang hernach auch fort. Ich schloss die Haustür zu und betete, dass doch Gott diese zwei Menschen möchte in die gehörige Ordnung bringen und durch seinem Geist Gutes lehren. Am anderen Tag kamen sie morgens sechs Uhr nach Haus.Der sittenstrenge Hahn versuchte auch bei seinen Gemeindemitgliedern, seine pietistischen Moralvorstellungen durchzusetzen. So erreichte er, dass an Kirchweih der Tanz und das Kuchenbacken sowie an Neujahr das Schießen abgeschafft wurde. Er konnte sich dabei auf entsprechende herzogliche Befehle stützen. Als in Echterdingen einmal die Nachtruhe durch jugendliche Wirtshausbesucher gestört wurde, drohte er damit, die Einquartierung von herzoglichen Husaren zu veranlassen. In seiner Eigenschaft als Pfarrer war Hahn nicht nur Seelsorger, sondern auch Vertreter der Obrigkeit.
      Hahn wurde von Carl Eugen des öfteren ins benachbarte Hohenheim, der Altersresidenz des Herzogs, gerufen. Er genoss dessen Vertrauen und hatte freien Zugang zur herzoglichen Bibliothek, die er nach Belieben nutzen konnte. 1784 installierte er für Franziska von Hohenheim (1748 - 1811), seit 1785 Gemahlin des Herzogs, eine astronomische Uhr. Die dem Pietismus nahe stehende Franziska, die auch die Patin seines früh verstorbenen Kindes Karolina Franziska war, schätzte die Unterhaltung mit dem vielbeschäftigten Hahn, der sie auch seelsorgerisch betreute.
      Manchmal drohte Hahn die Beschäftigung mit den mechanischen Dingen über den Kopf zu wachsen, so dass er Schwierigkeiten bekam, sie mit seinem Pfarramt zu vereinbaren. So vertraute er am 8. Juli 1786 seinem Tagebuch an:Predigte von der Einwirkung der Gemeinschaft mit Jesu. Wurde aber in meinem Innern bestraft, dass ich mich so viel mit Uhren abgebe. Es ist mir schon oft eine Last worden! Wenn ich es nur abladen könnte!Im Umgang mit seiner Familie war er dann oft gereizt. Die Schwierigkeiten in seiner zweiten Ehe waren ähnlich wie die in der ersten. Hahn nahm vor allem Anstoß an der Haushaltsführung seiner Frau Beate und an ihrer Essenszubereitung. Sie wiederum vermisste bisweilen die Zuwendung ihres Mannes.

      In seiner Echterdinger Zeit wandte sich Hahn vom Bau astronomischer Maschinen fast ganz ab. Der Grund hierfür könnte in der inzwischen in seiner theologischen Auffassung eingetretenen Veränderung liegen. Seit der Mitte der 80er Jahre wandte sich Hahn nämlich zunehmend von Bengels heilsgeschichtlichem System und seiner Chronologie ab, nachdem der von ihm für das Jahr 1784 prophezeite Sturz des Papsttums nicht eingetreten war. Außerdem zwang Hahn der Einfluss der Aufklärung, seine Theologie neu zu überdenken. Unter dem Eindruck der Lektüre von Johann Gottfried Herders (1744 - 1803) Spinoza-Schrift "Gott" und der Begegnung mit dem Tübinger Theologen Storr (1746 - 1805) näherte sich Hahn pantheistischen Vorstellungen:Wie Gott mit der Welt verbunden ist. ER ist kein außerweltlicher Gott. Er ist durch alles und in allem und über alles. In ihm leben wir... Von ihm... sind alle Dinge...Die Vollendung seines theologischen wie seines technischen Werkes war Hahn nicht vergönnt. Nachdem ihn im April 1790 eine Erkältung ins Krankenbett gezwungen hatte, schwanden dem überarbeiteten Mann, der exaktes naturwissenschaftliches-mathematisches Wissen und Glauben auf der Grundlage der Heiligen Schrift miteinander vereinbaren konnte, die Kräfte. Er starb am 2. Mai 1790 in seinem 51. Lebensjahr. Todesursache war wahrscheinlich eine Lungenentzündung. Am 4. Mai wurde er unter großer Anteilnahme der Bevölkerung in Echterdingen zu Grabe getragen.

      Onstmettingen 1764 - 1770

      Im Sommer 1764 konnte Hahn im Alter von knapp 25 Jahren seine erste Pfarrstelle in Onstmettingen antreten, nachdem der Nachfolger seines Vaters plötzlich verstorben war. Es ist außergewöhnlich, dass es Hahn gelungen ist, die Stelle in diesem Alter zu erhalten. Denn zum einen wurden diejenigen, die sich um eine der raren Pfarrstellen beworben hatten (für die jährlich freiwerdenden 22 Stellen gab es 150 - 250 Bewerber), in der Regel erst nach zehnjähriger Vikarzeit, im Durchschnittsalter von 33 Jahren, eingestellt. Zum anderen hatte Hahn als Stadtstudent - im Gegensatz zu den Stiftsstudenten - überhaupt keinen Anspruch auf eine feste Anstellung. Wahrscheinlich kamen Hahn Familienbeziehungen zugute: Ein Verwandter, der Oberhofprediger Ludwig Eberhard Fischer, war Mitglied des Konsistoriums. Ehe Hahn sein Amt in Onstmettingen antreten konnte, gab es noch gewisse Schwierigkeiten: Dem ehemaligen Onstmettinger Vikar M. Wider, der selbst gerne dort Pfarrer geworden wäre, gelang es, einige der Einwohner dazu zu bringen, eine Eingabe gegen Hahns Berufung zu verfassen. Das Konsistorium entschied jedoch zu Hahns Gunsten und beendete die Angelegenheit damit.
      Für Hahn begann in Onstmettingen ein neuer Lebensabschnitt. Am 24. Mai 1764 hatte er die nicht unvermögende, knapp 15-jährige Anna Maria Rapp, die Tochter eines Zollakzisors und Bürgermeisters aus Strümpfelbach, geheiratet. Mit ihrem Vermögen konnte Hahn im Pfarrhaus eine Werkstatt einrichten und so - insbesondere mit der Hilfe Schaudts - seine technischen Ideen verwirklichen. Er befasste sich zunächst mit der konstruktiven Verbesserung von Sonnen-, Kirchturm-, Taschen- und Pendeluhren. Um 1769 wandte er sich dem Bau von Waagen zu. Dabei handelte es sich um Neigungswaagen, die nach dem Prinzip von Briefwaagen funktionierten. Neuere Forschungen haben ergeben, dass Hahn diesen Waagentypus zwar nicht selbst erfunden, wohl aber konstruktiv verbessert hat. Die Neigungswaagen waren aus Eisen und besaßen einen offenen oder geschlossenen Anzeigequadranten, an dem man mittels eines Zeigers das Gewicht ablesen konnte. Sie zeichnete sich durch leichte Handhabung im Hausgebrauch aus, da auf die Verwendung von Gewichtsstücken verzichtet werden konnte.
      Die in und um Onstmettingen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts während der Industrialisierung entstandene feinmechanische Industrie kann nicht monokausal auf den Waagenbau Hahns zurückgeführt werden. Denn bereits vor Hahns Zeit gab es in Onstmettingen eine Handwerkstradition im feinmechanischen Bereich, auf der er aufbauen konnte. Wahrscheinlich ging von Hahns Tätigkeit jedoch eine gewisse Impulswirkung aus, denn nach seinem Wegzug wurde der Waagenbau in Onstmettingen weiterbetrieben. Wirtschaftsgeschichtlich war dies insofern bedeutungsvoll, als für die Bewohner der Schwäbischen Alb die handwerkliche Betätigung - und später die Arbeit in den Fabriken - lebensnotwendig war, da die Landwirtschaft allein wegen der Kargheit des Bodens ihre Ernährung nicht sichern konnte.
      Seit seiner Vikarzeit beschäftigte Hahn noch eine andere Idee: Der Bau einer astronomischen Maschine, anhand der er den Aufbau des Himmels "beweglich" darstellen konnte. Nun konnte er diesen Plan mit der Hilfe Schaudts, der von einheimischen Handwerkern gelernt hatte, Stahl und Messing zu bearbeiten, realisieren. Über seine erste Konstruktion einer astronomischen Uhr heißt es in der Autobiographie... ließ ich durch ihn eine kleine astronomische Maschine machen, die auf dem Fußgestell, welches ein Cubus war, auf der einen Seite Stunden und Minuten, auf der anderen das Copernikanische System vertikal, auf der dritten einen Jahreszähler auf 8000 Jahre, oben aber eine bewegliche Himmelskugel hatte, auf welchen die Fixsterne und alle Planeten nach ihrer scheinbaren Bewegung sich umdrehten.
      Nun wurde Herzog Carl Eugen von Württemberg (1728 - 1793) auf Hahn aufmerksam, für den Hahn 1767 eine erste und 1769 eine zweite astronomische Maschine in größerer und verbesserter Form bauen ließ. Zwar hatte Hahn nicht als erster in Deutschland Modelle des Kosmos konstruiert. Aber seine Modelle, die aus mehreren Komponenten zusammengesetzt waren, zeichneten sich durch besondere technische Merkmale aus: Neben der Anzeige für Datum und Uhrzeit hatte die Maschine einen sog. Jahrzähler, der die Weltzeit anzeigte. Diese Art von Anzeige, die ein Novum darstellte, ist deshalb so faszinierend, weil sich in diesem Punkt die Technologie und die Theologie Hahns berühren: Hier manifestiert sich das von Johann Albrecht Bengel (1787 - 1752) geprägte theologische Denken Hahns. Nach Bengels universalem heilsgeschichtlichem System, das eine Weltalterlehre (Kosmogonie) enthält, sollte die Welt eine Dauer von insgesamt 7777 Jahren haben, wobei die Geburt Christi ungefähr in der Mitte anzusetzen ist. Auf dies Zahl kam Bengel durch komplizierte mathematische Berechnungen, die er auf der Grundlage des Studiums des Alten Testaments und der Johannes-Offenbarung durchführte. Hahn glaubte den Berechnungen Bengels und propagierte sie durch das Anbringen des Weltzeitenzifferblatts. Neben der Dimension des Raumes fand in seinem Modell so auch die Dimension der Zeit Berücksichtigung. Dies war neu und außergewöhnlich. Übrigens schenkte Hahn zunächst auch den weiteren heilsgeschichtlichen Aussagen Bengels Glauben, der die Wiederkunft Christi bzw. den Beginn des 1000-jährigen Reiches für das Jahr 1836 und den Sturz des Papsttums für das Jahr 1784 prophezeite.
      Die astronomische Maschine von 1769, die in der öffentlichen Bibliothek in Ludwigsburg aufgestellt wurde, wies noch weitere Besonderheiten, nämlich zwei verschiedene Planetensysteme, auf. Das eine, das sog. geozentrische System, stellt den Umlauf der Planeten um die Erde dar. Hahn hielt aus theologischen Gründen an diesem traditionellen Modell, wonach der Erde als dem Mittelpunkt der Schöpfung eine Sonderstellung im Weltall zukam, fest. Das zweite, das sog. kopernikanische System, war heliozentrisch ausgerichtet. Es stellte - nach neuester naturwissenschaftlicher Erkenntnis - den Umlauf der Planeten um die Sonne dar. Traditionelle Weltsicht der Bibel auf der einen Seite und moderne naturwissenschaftliche Erkenntnis auf der anderen Seite - dies sind die beiden Positionen, die Hahn wohl nicht ohne innere Schwierigkeiten in seiner Person vereinigte.
      Die astronomische Maschine von 1769 brachte dem Techniker und Ingenieur Hahn den Durchbruch. Denn durch sie kam er mit dem Herzog von Württemberg in persönliche Bekanntschaft, die für seine Zukunft von einiger Bedeutung sein sollte. Carl Eugen, der mit Hahn und seinem Werk renommieren konnte, protegierte ihn von nun an. Hahn kam jetzt mit den höheren Schichten der württembergischen Gesellschaft in Kontakt und wurde auch deshalb des Landes bekannt. Da der Herzog ihn in seiner Nähe haben wollte und Markgraf Karl Friedrich von Baden ihn umwarb, versprach er ihm die gut besoldete Pfarrei Kornwestheim, verbunden mit der Anwartschaft auf die noch besser bezahlte Pfarrstelle in Echterdingen. Eine ihm zuvor statt dessen vom Herzog angebotene Mathematikprofessur in Tübingen lehnte Hahn, der seinem geistlichen Amt Priorität einräumte, ab.

      Kornwestheim 1770 - 1781

      Im März 1770 trat Hahn seine neue Stelle in Kornwestheim an. Der Umzug brachte mancherlei Veränderungen mit sich. Im abgeschiedenen Onstmettingen hatte er die für seine konstruktiven Ideen nötige Ruhe in weit stärkerem Maße gehabt als an seiner neuen Wirkungsstätte, wo ihn - den inzwischen bekannten Mann - zahlreiche Besucher, die sich für seine technischen Werke interessierten, immer wieder bei der Arbeit unterbrachen. Auch was die praktische Umsetzung seiner Ideen anging, gab es Schwierigkeiten. Denn es war Hahn nicht gelungen, seinen kongenialen Mitarbeiter Schaudt zu überreden, mit nach Kornwestheim zu ziehen. Im Jahr 1772 wurde das Pfarrhaus renoviert, wobei Hahns Werkstatt vergrößert wurde. Neben seinen Brüdern David Hahn (1747 - 1814) und Gottfried Hahn (1749 - 1827) arbeiteten dort noch sein Schwager, der Kleinuhrmacher Strubel, und zwei bis drei Uhrmachergesellen an einer breiten Palette von Produkten. Für die damaligen Verhältnisse war dies ein kleiner Betrieb. Neben Groß- und Kleinuhren wurden in der Werkstatt zunächst vor allem Waagen gefertigt. Der Schwerpunkt lag jetzt allerdings nicht mehr auf dem Bau von Neigungswaagen, sondern auf den hydrostatischen Balkenwaagen. Diese Art von Waagen, die es bereits in der Antike gab, diente zur Bestimmung der Dichte von flüssigen und festen Körpern, konnte aber auch als Kaufmanns-, Gold- und Münz- sowie als Probierwaage eingesetzt werden. Durch konstruktive Verbesserungen erreichte Hahn bei diesem Waagentypus eine bequemere Handhabung, eine universellere Verwendbarkeit und eine größere Genauigkeit.
      Ferner beschäftigte er sich mit dem Bau einer zweiten großen astronomischen Maschine. Um die hierfür erforderliche sehr komplizierte Berechnung der Übersetzung der Zahnräder zu vereinfachen, arbeitete Hahn an der Entwicklung einer Rechenmaschine für alle vier Grundrechenarten. Im 17. Jahrhundert hatten bereits Wilhelm Schickhardt (1592 - 1635) in Tübingen, Pascal, Leupold und Leibniz Rechenmaschinen gebaut, die z.T. jedoch nicht voll funktionstüchtig waren. Wie bei den meisten seiner technischen Werke ist es Hahn auch hier gelungen, bedeutende konstruktive Verbesserungen vorzunehmen: Er konstruierte ein mehrstelliges Umdrehungszählwerk ohne Zehnerübertrag. Dabei ist nicht geklärt, ob er "den fundamentalen Einstell- und Übertragungsmechanismus" der Staffelwalze von Leibniz übernommen oder diesen selbst ein zweites Mal erfunden hat. Sicher ist dagegen, dass Hahn von der Leupoldschen Rechenmaschine die Trommelform, die beim Betätigen der Kurbel weniger Reibungswiderstand als eine quaderförmige Maschine bot, übernommen hat. Bis zum Jahr 1779 wurden unter seiner Regie mindestens vier, wahrscheinlich sogar fünf Exemplare dieser Rechenmaschine gebaut. An ihrer Ausführung wirkte auch Schaudt in Onstmettingen mit. Mit diesem Produkt war Hahn seiner Zeit, die noch keinen Bedarf hierfür hatte, weit voraus. Erst während der Industrialisierung, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, setzte eine vermehrte Nachfrage nach Rechenmaschinen ein.

      1775 starb Hahns Frau Anna Maria im Alter von 25 Jahren nach der Geburt ihres sechsten Kindes. Es war keine sehr glückliche Ehe gewesen. Mit dem vielbeschäftigten Hahn war der Umgang nicht immer leicht. Der gesamte Haushalt, zu dem auch die Brüder und Gesellen zählten, war auf seine Person und seine Bedürfnisse zugeschnitten. Auslöser für Auseinandersetzungen, bei denen er nicht selten aufbrausend und rechthaberisch reagierte, war häufig die Haushaltsführung seiner Frau. Hahn warf ihr insbesondere Verschwendungssucht und einen übertriebenen Hang zum Luxus vor. Außerdem war er häufig mit dem Essen nicht zufrieden. Wegen einer anhaltenden Magenverstimmung, die vielleicht auf die schlechte Ernährung in seiner Studienzeit zurückzuführen ist, benötigte Hahn eine speziell zubereitete, ausgewogene Ernährung. Er verlangte Unterordnung; wenn er Widerstand dagegen verspürte, kam es zum Konflikt. Über diese familiären Schwierigkeiten geben seine in editierter Form vorliegenden Tagebücher mit großer Ehrlichkeit Auskunft; unter dem 18.12.1772 heißt es z.B.: Seit drei Tagen regiert der Satan meine Weibsleute mir zur großen Demütigung, die mich nicht verstehen, mir nicht folgen und in ihrer Blindheit Recht haben wollen und mit Überwindung ihrer selbst mich nicht hören, sondern reden, was ihnen einfällt mit größter Überzeugung, dass sie Recht haben. Absonderlich kann sich meine Frau nicht darin schicken, dass es mit dem Geld seit einiger Zeit schmal hergeht.

      Im Jahr 1776 verheiratete Hahn sich wieder: Die 18-jährige Beata Regina Flattich (1757 - 1824), Tochter des Münchinger Pfarrers Johann Friedrich Flattich (1713 - 1797), wurde seine zweite Frau. Ihr Vater war Pietist und ein bekanntes Original mit fortschrittlichen pädagogischen Ansichten. Darauf ist Beata Flattichs gute, humanistische Ausbildung zurückzuführen. Sie war später in der Lage, den zahlreichen Besuchern die technischen Werke Hahns zu erklären und ihren Mann damit zu entlasten. Für Hahns ausgeprägten Arbeitseifer ist es kennzeichnend, dass er auch am Tag seiner Wiederverheiratung bis nachts um 12 Uhr arbeitete. In einem Brief an Lavater wird die religiöse Dimension seines Arbeitsethos deutlich:Meine Zeit ist mir gar zu kurz... Ich wünsche, dass ein Tag 1000 Tage lang wäre, und dass ich nicht ermüdete, und dass ich 1000 Jahre möchte alt werden; nicht um dieses Lebens zu genießen, sondern Gotte als sein Werkzeug zu seinem Reich zu dienen.Gleichermaßen aktiv wie auf mechanisch-technischem Sektor war Hahn auch auf theologisch-seelsorgerischem Gebiet. Neben seinen vielfältigen pfarramtlichen Verpflichtungen publizierte er zwischen 1772 und 1774 mehrere theologische Bücher und zwar insbesondere: "Die Hauptsache der Offenbarung Johannis" (1772), "Fingerzeig zum Verstand des Königreich Gottes" (1774) sowie die zwei Predigtbände "Sammlung von Betrachtungen über die sonntägliche Evangelica und die Leidensgeschichte" (1774). Den Druck der Bücher, den er unter Umgehung der Zensur außerhalb Württembergs vornehmen ließ, finanzierte er aus den Gewinnen, die die Werkstatt abwarf. So diente auch das technische Schaffen Hahns indirekt seiner Arbeit am Reich Gottes.
      Das Zentrum von Hahns theologischer Gedankenwelt bildete die "Lehre von dem Königreich Gottes bzw. Jesu Christi. Hahn setzte dabei ein bei der von Oetinger übernommenen Vorstellung vom "Vorsatz" Gottes, den er in Epheser 1,2 - 12 beschrieben fand: Gott hat vor der Schöpfung aus Liebe beschlossen, in Christus alle Geschöpfe zu erretten und zur Herrlichkeit zu führen. Dieser Heilsplan verwirklicht sich - hier zeigt sich der Einfluss Bengels - in der Heilsgeschichte, die sich wiederum in Verflechtung mit der Weltgeschichte ereignet. Ihre konkrete Gestalt hat die Heilsgeschichte aber im "Königreich Gottes und Christi", das sich in verschiedenen Stufen herausbildet, bis es schließlich im Tausendjährigen Reich und dem neuen Himmel und der neuen Erde als der "erneuerten Schöpfung", da Gott schließlich alles in allem ist, sein Ziel findet. Individuelles Kennzeichen des Königreichs ist aber der durch die Glaubenserkenntnis geschaffene innere, geistliche Mensch, der sich im Ringen mit den fleischlich-tierischen Kräften bereits jetzt im äußeren Menschen als das "neue Gottesbild in uns" entwickelt und nach dem Tod mit der Auferstehung vollendet wird." Der Erkenntnis Gottes, den er als das süßeste, sanfteste, lieblichste, verschonendste Wesen definiert, maß Hahn große Bedeutung zu, wobei er neben der Bibel auch die Schöpfung bzw. die Natur als Quelle der Erkenntnis ansah. Es ist wohl auf den Einfluss der Aufklärung zurückzuführen, wenn Hahn die Meinung vertritt, dass bei dieser Erkenntnis neben dem Glauben auch der Verstand eingesetzt werden sollte.Er wollte seinen Mitchristen ein Nachdenken... erregen, über das, worüber die meisten gar nicht mehr nachdenken und meinen, es sei eine Sünde, wenn sie es verstehen und lieber alles blindlings glauben. Denn dieser Glaube bringt keine Früchte, und niemand wird dabei erleuchtet, wenn er seinen Verstand bei allen Worten Gottes unter den Gehorsam des Glaubens gefangen nimmt. Man muss zwar erstlich glauben, aber alsdann auch verstehen. Sonsten bekommt man keinen Geist.Im Mittelpunkt seiner seelsorgerischen Tätigkeit in Kornwestheim stand die Abhaltung von sog. Erbauungsstunden. Durch diese "Stunden", die über Kornwestheim hinaus Zulauf fanden, erfuhr der Pietismus im Raum des mittleren Neckars einen deutlichen Aufschwung. Hahn war bereits während des Studiums mit dem Pietismus - und zwar mit dem der Herrenhut'schen Richtung - in Berührung gekommen. Sein Urteil über die Pietisten und ihre Ansichten war differenziert: Was mir daran gefiel, war dieses, dass sie so kindlich und offenherzig von den Eindrücken, die das Wort Gottes auf sie gemacht, von ihrem Sündenelend und von der Gnade Gottes in Christo, die sie erfahren, redeten, einander als Brüder liebten, sich durch Gesang und Herzensgebet zu weiterem Ernst erweckten, Gott und Christum priesen, und um Gnade und Glauben beteten...
      Allein die Brüder hatten etwas an sich, welches mir einigermaßen zuwider war, das ich damals nicht nennen konnte, und ich erkenne es hintennach für eine Vorsorge Gottes, dass ich ihren ganzen Sinn nicht angenommen habe, und ein wenig entfernt von ihnen geblieben bin. Es hätte mir, wie ich jetzt einsehe, an der Bildung meines eigenen Charakters geschadet, wenn ich ihren Geist zu bald und zu viel in mich genommen hätte. Darüber preise ich Gott noch heute, dass er mich zwar mit diesen herzlichen Verehrern Gottes und Christi, mitten unter den kalten Namens-Christen, hat bekannt werden lassen, mich aber zugleich bewahrt hat, dass ich ihnen nicht in allem habe nachsprechen lernen... Das einseitige, ewige Einerlei von Sünde und Gnade ist zwar für Anfänger gut, denn auf diesen Grund muss ein Christ anfangen zu bauen; aber es gehören noch mehrere Wahrheiten zum ganzen Evangelium...
      Hahn hat weder eine eigene Gemeinschaft gegründet, noch sich einer anderen Gemeinschaft angeschlossen. Solche Gemeinschaften bestanden z.B. in Tübingen, Esslingen, Ludwigsburg und Besigheim, wo Anfänger Bengels und Oetingers Stunden hielten. Hahn pflegte mit diesen Gemeinschaften - insbesondere mit dem Besigheimer Kreis - einen intensiven theologischen Gedankenaustausch.

      Echterdingen 1781 - 1790

      Nachdem im November 1780 in Echterdingen der dortige Pfarrer verstorben war, sollte nach der Spezialresolution des Jahres 1769 Hahn die jetzt vakante Pfarrei, die die am besten besoldetste des ganzen Landes war, erhalten. Sein Wechsel von Kornwestheim nach Echterdingen verlief jedoch nicht ohne Komplikationen.

      Im März 1781 wurde Hahn vor das Konsistorium, das zusammen mit dem Kirchenrat die oberste Kirchenbehörde bildete, zitiert. Das Konsistorium, das über die Einhaltung der reinen Lehre wachte, war mit der seitherigen Amtsführung Hahns "in vielen Stücken nicht zufrieden." Ihm wurde Heterodoxie, d.h. die Verbreitung kirchlicher Irrlehren, vorgeworfen. Außerdem wurde ihm angelastet, die bestehende Bücherzensur umgangen und gegen das Pietistenreskript von 1743 verstoßen zu haben. Tatsächlich hatte Hahn in seinen theologischen Schriften, die er ohne Genehmigung der Kirche im Ausland hatte drucken lassen, in zentralen theologischen Fragen, wie sie die Christologie, die Trinitätslehre, die Kindstaufe und das Abendmahl darstellen, unorthodoxe, d.h. vom rechten Glauben abweichende Ansichten vertreten. Gegen das Pietistenreskript, das die Abhaltung von "Stunden" in einem gewissen Rahmen gestattete, hatte Hahn hinsichtlich der Größe der Teilnehmerzahl und der nächtlichen Termine verstoßen. Er widerrief seine Ansichten und versprach, in Zukunft die Zensurbestimmungen zu beachten und keine Privatstunden mehr abzuhalten. Damit war der Weg nach Echterdingen frei; die gemachten Zusagen hat er dort dann allerdings nicht in vollem Umfang eingehalten. Die Versetzung nach Echterdingen hatte Hahn allein dem Herzog zu verdanken, der ihn damit für die im Jahr 1769 gebaute astronomische Maschine belohnte. Carl Eugen wäre es wegen des zwischen Hahn und dem Konsistorium bestehenden Konflikts allerdings lieber gewesen, wenn er die ihm jetzt zum zweiten Mal angebotene Mathematikprofessur in Tübingen angenommen hätte. Der vom Herzog auf dem Hohen Asperg ohne Gerichtsurteil gefangen gehaltene Dichter Schubart (1739 - 1791), den Hahn seelsorgerisch betreut hatte, verfasste auf den von ihm verehrten Hahn anlässlich seines Wechsels nach Echterdingen eine enthusiastische Hymne:

      "Mann, vor dem sich Gott enthüllte,
      Als er dich mit Licht erfüllte,
      Und an Christus statt geschickt;
      Hahn, der mit der Lichtgeberde
      In die Todesnacht der Erde
      Wie ein Stern vom Himmel blickt..."

      In seiner Echterdinger Zeit befasste sich Hahn auf technischem Sektor hauptsächlich mit Überlegungen zur konstruktiven Verbesserung von Taschenuhren. Er verfasste diesbezüglich eine Abhandlung, aufgrund der er 1784 von der Kurmainzischen Akademie der Wissenschaften in Erfurt zu deren Mitglied ernannt wurde.
      Die Hahnschen Taschenuhren wiesen als technische Besonderheit eine sog. Zylinderhemmung auf, die eine bessere Gangleistung, also größere Präzision in der Zeitanzeige ermöglichte. Die Zylinderhemmung war 1695 in England erfunden worden. Hahn war einer der ersten in Deutschland, der sie übernahm und verbesserte. Der Sekundenzeiger und Indikationen für den Monat, den Tag und die Mondphase stellen weitere Charakteristika der Hahnschen Taschenuhren dar. Als er 1788 auf eine noch präziser funktionierende englische Uhr aufmerksam wurde, die eine freie Ankerhemmung hatte, übernahm er diese Neuerung jedoch nicht, sondern begann selbst an der Verbesserung seines Hemmungssystems zu arbeiten. Er konnte die Arbeit zwar nicht mehr vollenden, scheint aber kurz vor dem Erfolg gestanden zu haben. Die Verbindung zu Uhrmacherwerkstätten in Fürth, Augsburg, Stuttgart, Pforzheim und in die Schweiz ermöglichte ihm den Bezug von Halbfabrikaten (z.B. von Zifferblättern, Uhrteilen, Uhrketten und Gläsern) sowie Werkzeugen. Dies gilt insbesondere für das relativ nahe gelegene Pforzheim, wo Hahn auch Ziselierung, Gravier-Emaillierarbeiten durchführen ließ. In Zeiten großer Nachfrage bezog er von Pforzheim sogar fertige Uhrwerke, die - mit der Signatur "Hahn á Echterdingen" versehen - nur noch in die entsprechenden Gehäuse eingebaut wurden.
      Neben dem Taschenuhrenbau wurden in der im Pfarrhaus eingerichteten Werkstatt, in der außer Hahns Söhnen Christoph (1767 - 1833), Christian (1769 - ?) und Gottlieb (1771 - 1802) noch mehrere Gesellen arbeiteten, auch Addiermaschinen gebaut und Rechenmaschinen repariert. Nicht nur Hahn allein konstruierte Addiermaschinen, von denen insgesamt wohl fünf hergestellt wurden, sondern auch der besonders befähigte, in Echterdingen geborene Geselle Jakob Auch (1735 - 1842). Er verbesserte die "für ein gutes Funktionieren entscheidende Zehnerübertragung." Hahn übernahm diese Verbesserung, nachdem Auch, der später Hofuhrmacher in Weimar wurde, Echterdingen 1787 verlassen hatte. Der Werkstattbetrieb litt zeitweise unter einer starken Fluktuation des Personals. Dies brachte Hahn wegen der oft zahlreich vorliegenden Bestellungen bisweilen in Verlegenheit. 1787 verließen auch Christoph und Christian Hahn Echterdingen und gingen auf Wanderschaft. Dabei mögen familiäre Gründe mit eine Rolle gespielt haben. Denn zwischen Hahn und seinen Söhnen bestanden zeitweise starke Spannungen, die auf einen Generationenkonflikt hindeuten. Was den Lebenswandel seiner Söhne und Gesellen anging, hatte er klare Vorstellungen. Diese waren aber nicht bereit, sich seinen pietistisch geprägten Norm- und Wertvorstellungen anzupassen. So waren Hahn z.B. Tanz und Wirtshausbesuche ein Greuel. In diesem Zusammenhang bemerkt er in seinem Tagebuch am 29.06.1784:

      Nachts kamen der Christoph und der Jacob wieder erst um ein halb elf Uhr heim und waren nicht bei dem Hausgottesdienst. Ich hab letztem vorigen Donnerstag gesagt, ich werde sie peitschen, wenn sie wieder so spät heimkommen; ich wolle keine Nachtschwärmer; es sei mir Unehre für mein Amt. Ich ließ sie abermals suchen. Man fand sie nicht. Als sie heim kamen, so nahm ich mir vor, es ihnen noch einmal mit Worten zu verweißen. Da ich nun merkte, dass Christoph wieder die Stiege heimlich herabschleichen wollte, so ging ich hinauf und redete mit ihnen. Da mir aber Christoph sagte, er verstehe sich oder geh so weit er sehe, wenn man ihn ins Häuslein deswegen tue, und mir im Zorn antwortete, so holte ich einen Stecken. Als ich ihn schlagen wollte, sprang er davon und sagte, er gehe lieber fort, so weit er sehe. Als ich nun den Jacob schlagen wollte, weil er den Christoph verführe und mir nicht gehorsam sei, da ich es erst am Feiertag ihm untersagte, so wehrte er sich und sprang hernach auch fort. Ich schloss die Haustür zu und betete, dass doch Gott diese zwei Menschen möchte in die gehörige Ordnung bringen und durch seinem Geist Gutes lehren. Am anderen Tag kamen sie morgens sechs Uhr nach Haus.

      Der sittenstrenge Hahn versuchte auch bei seinen Gemeindemitgliedern, seine pietistischen Moralvorstellungen durchzusetzen. So erreichte er, dass an Kirchweih der Tanz und das Kuchenbacken sowie an Neujahr das Schießen abgeschafft wurde. Er konnte sich dabei auf entsprechende herzogliche Befehle stützen. Als in Echterdingen einmal die Nachtruhe durch jugendliche Wirtshausbesucher gestört wurde, drohte er damit, die Einquartierung von herzoglichen Husaren zu veranlassen. In seiner Eigenschaft als Pfarrer war Hahn nicht nur Seelsorger, sondern auch Vertreter der Obrigkeit.
      Hahn wurde von Carl Eugen des öfteren ins benachbarte Hohenheim, der Altersresidenz des Herzogs, gerufen. Er genoss dessen Vertrauen und hatte freien Zugang zur herzoglichen Bibliothek, die er nach Belieben nutzen konnte. 1784 installierte er für Franziska von Hohenheim (1748 - 1811), seit 1785 Gemahlin des Herzogs, eine astronomische Uhr. Die dem Pietismus nahe stehende Franziska, die auch die Patin seines früh verstorbenen Kindes Karolina Franziska war, schätzte die Unterhaltung mit dem vielbeschäftigten Hahn, der sie auch seelsorgerisch betreute.
      Manchmal drohte Hahn die Beschäftigung mit den mechanischen Dingen über den Kopf zu wachsen, so dass er Schwierigkeiten bekam, sie mit seinem Pfarramt zu vereinbaren. So vertraute er am 8. Juli 1786 seinem Tagebuch an:

      Predigte von der Einwirkung der Gemeinschaft mit Jesu. Wurde aber in meinem Innern bestraft, dass ich mich so viel mit Uhren abgebe. Es ist mir schon oft eine Last worden! Wenn ich es nur abladen könnte!

      Im Umgang mit seiner Familie war er dann oft gereizt. Die Schwierigkeiten in seiner zweiten Ehe waren ähnlich wie die in der ersten. Hahn nahm vor allem Anstoß an der Haushaltsführung seiner Frau Beate und an ihrer Essenszubereitung. Sie wiederum vermisste bisweilen die Zuwendung ihres Mannes.

      In seiner Echterdinger Zeit wandte sich Hahn vom Bau astronomischer Maschinen fast ganz ab. Der Grund hierfür könnte in der inzwischen in seiner theologischen Auffassung eingetretenen Veränderung liegen. Seit der Mitte der 80er Jahre wandte sich Hahn nämlich zunehmend von Bengels heilsgeschichtlichem System und seiner Chronologie ab, nachdem der von ihm für das Jahr 1784 prophezeite Sturz des Papsttums nicht eingetreten war. Außerdem zwang Hahn der Einfluss der Aufklärung, seine Theologie neu zu überdenken. Unter dem Eindruck der Lektüre von Johann Gottfried Herders (1744 - 1803) Spinoza-Schrift "Gott" und der Begegnung mit dem Tübinger Theologen Storr (1746 - 1805) näherte sich Hahn pantheistischen Vorstellungen:

      Wie Gott mit der Welt verbunden ist. ER ist kein außerweltlicher Gott. Er ist durch alles und in allem und über alles. In ihm leben wir... Von ihm... sind alle Dinge...

      Die Vollendung seines theologischen wie seines technischen Werkes war Hahn nicht vergönnt. Nachdem ihn im April 1790 eine Erkältung ins Krankenbett gezwungen hatte, schwanden dem überarbeiteten Mann, der exaktes naturwissenschaftliches-mathematisches Wissen und Glauben auf der Grundlage der Heiligen Schrift miteinander vereinbaren konnte, die Kräfte. Er starb am 2. Mai 1790 in seinem 51. Lebensjahr. Todesursache war wahrscheinlich eine Lungenentzündung. Am 4. Mai wurde er unter großer Anteilnahme der Bevölkerung in Echterdingen zu Grabe getragen.

       

      Weiterer Bericht:

      http://www.rechenschieber.org/hahn.pdf

       

       


  • Quellen 
    1. [S177] Familie Ludwig, Norbert Ludwig, Philipp Matthäus HAHN (Verlässlichkeit: 3), 29 Nov 2013.
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